4 Tricks, die den Unterricht sofort wirksamer machen: Instructional Design


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Categories : Methodik

Stichwort Kompetenzaufbau.

Es gibt eine Handvoll in Deutschland wenig bekannter Tricks, die Deinen Unterricht besser machen – und zwar sofort.

Was nach Magie klingt, ist größtenteils simple Lerntheorie.

Viele Lehrer bremsen ihre Schüler selbst aus, unterrichten mit angezogener Handbremse und beschränken damit auch das Tempo der Lernfortschritte.

Wenn Du die folgenden Tricks umsetzt, holst Du mehr aus Deinem Unterricht raus.

Einfach so.

Wie, das erklären Jeroen van Merrienboer und Lisbeth Kester.

Sie haben das 4 Komponenten-Modell des Instructional Design (4C/ID) entwickelt.

Und das schöne ist: Die Wirksamkeit des Instructional Design ist empirisch ausgesprochen gut erforscht und nachgewiesen.

Es gibt keine geheimen „Hacks“, wenn Du bei Deinen Schülern komplexes Wissen aufbauen willst.

Kompetenzaufbau erfordert mühsames Training und Kontinuität – oft über mehrere Jahre.

Nichtsdestotrotz habe ich ein paar „schnelle“ Tipps für Dich zusammengestellt, die den Lernprozess beschleunigen.

Es sind weder tiefgründige noch komplizierte Weisheiten, aber dafür sind sie ziemlich leicht umsetzbar. Und effektiv:

Komplexes Lernen kann immer als Zusammenspiel der folgenden 4 Komponenten gesehen werden.

In jedem Fall hoffe ich, dass sie Dir weiterhelfen.

Das 4-Komponenten-Modell des Instructional Design

#1: Stelle herausfordernde Lernaufgaben

Okay, dieser Tipp ist ziemlich offensichtlich:

Komplexe Lernaufgaben aus der Lebenswelt der Schüler können nachweislich Deinen Unterricht verbessern.

Umso mehr überrascht es mich, wenn ich Lehrer treffe, die konsequent Türmchen-Aufgaben im Unterricht einsetzen, die für die Schüler keine Bedeutung haben (die Experten fordern „Meaningful Learning“).

Auf den Punkt gebracht:

  • Lernaufgaben umfassen viele, wenn nicht alle Aspekte der entsprechenden Aufgabenstellung im realen Leben.
  • Lernaufgaben erfordern in den Unteraufgaben unterschiedliche Problemlösestrategien.
  • Lernaufgaben beinhalten Routine-Aspekte, die über mehrere Teilaufgaben konsistent sind.

Dabei musst Du keine Wissenschaft aus den Lernaufgaben machen: Es reicht eine komplexe Aufgabenstellung mit Bearbeitungshinweisen und ggf. mit ausgearbeitetem Beispiel.

Anders formuliert:

Wenn Du komplexe Aufgaben stellst, willst Du Deine Schüler trotzdem nicht überfordern.

Komplexe Aufgaben ohne Bearbeitungshinweise werden deinen Schülern also keine Fortschritte bescheren. Und damit sind wir bei der 2. Komponente.

#2: Gib unterstützende Information

Wenn ich den Unterricht meiner Referendare beobachte, gibt es eine Regel:

Sorge dafür, dass die Schüler immer wissen, was sie tun sollen!

Hier sind drei Merkmale der unterstützenden Informationen:

  1. Beschreibe, wie die Anforderungssituation strukturiert ist. Beschreibe Fallstudien.
  2. Gib Hinweise, wie Problemstellungen der Anforderungssituation am besten angegangen werden können. Nutze Modelle.
  3. Baue Brücken: Verbinde das Vorwissen der Lernenden mit dem, was in der Anforderungssituation hilfreich sein wird.

Das letzte Argument zielt natürlich auf die Motivation ab, die eine erfolgreiche Bearbeitung der Lernaufgabe mitsichbringt.

#3: Gib Hinweise zur richtigen Zeit

Aber Achtung. Ruhe Dich nicht darauf aus, dass Du Deinen Schülern zu Beginn unterstützende Informationen gegeben hast.

Wer stecken bleibt, braucht sofort konstrutkive Unterstützung.

Wenn Du Deine Schüler nicht zur richtigen Zeit unterstützt, müssen sie unnötig mehr schuften.

Oft wird ihnen mehr abverlangt, als sie leisten können.

Korrektives Feedback wird Deine Schüler besser machen.

Dementsprechend kann das Vormachen zur richtigen Zeit positive Auswirkungen auf diejenigen haben, die nicht weiterkommen.

Außerdem handelt es sich bei Feedback um eine richtig lernwirksame Methodik nach Hattie.

#4: Lass deine Schüler üben

Muss ich jetzt immer komplexe Anwendungsaufgaben im Unterricht machen?

Nein. Denn es gibt etwas, das ich an dieser Stelle sagen muss:

Die meisten Schüler scheitern nicht an fehlenden kognitiven Fähigkeiten – sondern an Können und Kontinuität.

Damit sage ich nicht, dass Abwechslung beim Lernen schlecht ist. Sie spielt eine Rolle, ganz sicher. Aber daran scheitern die wenigsten.

Kontinuierliches Üben ist wichtig, wenn die Lernaufgabe nicht genug Wiederholungen bietet, um Routinen zu entwickeln.

Sollen Deine Schüler wirklich besser werden und vorankommen?

Dann solltest Du ab jetzt damit aufhören, von einem neuen Thema zum nächsten zu springen.

Kontinuierliche Fortschritte sind so gut wie unmöglich, wenn Du immer etwas Neues anfängst, ohne dass Deine Schüler vorher das erforderliche Level an Automatisierung erreicht haben.

Wirf einen Blick auf die erfolgreichen Schüler vor ihren Abschlussprüfungen. Dann stellst Du fest:

Die erfolgreichen Schüler folgen in der Regel ganz simplen Regeln: Sie üben ähnliche Aufgaben.

Und wissen in komplexen Anwendungsaufgaben, was zu tun ist.

Fazit

Wie sagt man so schön? Wir ernten, was wir säen. Und so ist auch wirksamer Unterricht nichts, was wir von jetzt auf gleich hinbekommen. Und Kompetenzaufbau der Schüler erfordert kontinuierliches, richtiges Lernen, oftmals über viele Jahre.

Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Tricks, die Deinen Unterricht schnell – in einigen Fällen sogar augenblicklich – stärker machen.

Vier dieser „Hacks“ kennst Du jetzt:

  • Stelle komplexe Lernaufgaben.
  • Gib unterstützende Information.
  • Gib Hinweise zur richtigen Zeit.
  • Lass die Schüler üben.

Lernfortschritte sind keine Raketenwissenschaft. Wenn Du es richtig angehst, können sie sogar ziemlich simpel sein.

Frage: Mit welchen der 4 Komponenten des Instructional Designs hast Du bereits Erfahrungen gemacht? Wie gut haben sie für Dich funktioniert? Gibt es etwas, das Du zukünftig verändern möchtest? Schreib einen Kommentar.

Quelle:

  • Van Merriënboer, J., & Kester, L. (2014). The Four-Component Instructional Design Model: Multimedia Principles in Environments for Complex Learning. In R. Mayer (Ed.), The Cambridge Handbook of Multimedia Learning (Cambridge Handbooks in Psychology, pp. 104-148). Cambridge: Cambridge University Press.

Bildquellen im Artikel: Pixabay