Lehrer*in werden…


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Categories : Vorbereitungsdienst
Quereinsteiger mit Tasche

Wenn Sie sich jemals gefragt haben:

  • „Welche Möglichkeiten gibt es, Informatiklehrer*in zur werden?“
  • „Was macht einen guten Lehrer aus?“
  • „Was kann ich tun, um in einer Schule eine Stelle zu bekommen?“
  • „Welche Tipps – die sich teils sogar widersprechen – funktionieren vor der Klasse wirklich?“

Dann sind Sie hier richtig.

Denn in meiner täglichen Arbeit als Fachseminarleiter für Informatik habe ich es nicht nur mit „normalen“ Referendaren mit Lehramssstudium zu tun.

Immer wieder sind Quer-, Seiten- und neuerdings Direkteinsteiger*innen dabei. Dazu kommen Lehrkräfte von staatlich anerkannten Privatschulen, die eine Lehrbefähigung bekommen wollen.

Ihre Rückmeldungen und Anregungen haben mich motiviert, eine Handreichung zu den ausgewählten didaktischen Grundlagen in Form von Blogbeiträgen zusammenzustellen.

Die Bezeichnungen – Quer-, Seiten- oder Direkteinstieg – und die Rahmenbedingungen sind dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In der Regel gibt es aber mehr oder weniger ähnliche Möglichkeiten in den Bundesländern.

Im Folgenden sehen Sie eine Übersicht, wer sich alles auf das Abenteuer Referendariat einlässt.

Mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und zu ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen – hier am Beispiel von Schleswig-Holstein.

1)     Grundständig ausgebildete Referendar*innen

Sie haben ein Lehramtsstudium absolviert und sind für zwei Fächer ausgebildet inklusive grundlegender psychologisch-didaktischer Fähigkeiten.

Meist haben sie in einem Praxissemester bereits relevante Unterrichtserfahrungen sammeln können.

Und manche waren zwischen Studium und Referendariatsbeginn als Vertretungslehrer*innen im Klassenraum aktiv.

In meinem Fach Informatik ist aber auch die Gruppe der grundständig ausgebildeten Referendar*innen sehr heterogen.

Sie kommen meist von unterschiedlichen Universitäten mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Außerdem unterscheiden sich die verschiedenen Lehrämter. Während die Referendar*innen für Gymnasien & Gemeinschaftsschulen meist zwei gleichgewichtete Fächer studiert haben, überwiegt bei den Referendar*innen für berufliche Schulen in der Regel die sogenannte Fachrichtung, in der sie bereits eine Berufsausbildung absolviert haben und die im Studium oft einen höheren Stundenanteil hat als das zweite Fach. Dazu kommt, dass einige angehende Berufsschullehrkräfte mit dem Meistertitel die Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, statt des Abiturs, wodurch wieder andere Perspektiven in den Vordergrund rücken.

Abschluss:Lehramtsstudium
Dauer des Referendariats1,5 Jahre
Unterrichtsstunden während des Referendariats:ca. 10 pro Woche
Gehalt während des Referendariats:Anwärterbezüge, ca. 1370 EUR (Brutto)
Art des Abschlusses:Staatsexamen
Verbeamtung nach Abschluss:möglich (A13) oder TV-L 13

2)     Quereinsteiger*innen

In fast allen Bundesländern wurde in Mangelfächern ein Zugang zum Vorbereitungsdienst ohne Lehramtsstudium eröffnet.

Mit Universitäts-Diplom oder akkreditiertem Master-Abschluss von Uni oder FH können Quereinsteiger*innen direkt in das reguläre Referendariat einsteigen.

Am Ende steht die bundesweit anerkannte Staatsprüfung. Wenn die Altersgrenze (je nach Bundesland; um die 40 Jahre) noch nicht erreicht ist, können sie regulär verbeamtet werden.

Quereinsteiger*innen haben meist ein Fach studiert, z.B. Informatik, und bekommen ein zweites Unterrichtsfach nach Affinität (in der Regel nachgewiesen durch Studienanteile) zugewiesen. Informatiker an beruflichen Schulen bekommen in Schleswig-Holstein z.B. die Fachrichtung Informationstechnik und dazu Mathematik oder Physik als 2. Fach – das wird aber individuell geprüft.

Abschluss:Diplom (Uni), Master (FH oder Uni)
Dauer des Referendariats1,5 Jahre
Unterrichtsstunden während des Referendariats:ca. 10 pro Woche
Gehalt während des Referendariats:Anwärterbezüge, ca. 1370 EUR (Brutto)
Art des Abschlusses:Staatsexamen
Verbeamtung nach Abschluss:möglich (A13) oder TV-L 13

3)     Seiteneinsteiger*innen

Der Zugang ist ähnlich wie bei Quereinsteiger*innen möglich, allerdings sind sie, zumindest in Schleswig-Holstein, direkt bei einer Schule angestellt. Die Schule muss eine Stelle mit entsprechender Fächerkombination zweimal für reguläre Lehrkräfte ausschreiben.

Falls sich keine grundständig ausgebildete Lehrkraft findet, ist die Stelle auch für Seiteneinsteiger*innen offen.

Wichtiger Unterschied zum Quereinstieg ist, dass sie während der zweijährigen Ausbildungszeit mit Fachseminar-Teilnahme mehr unterrichten und mehr Geld verdienen als die Quereinsteiger.

Am Ende machen sie eine Abschlussprüfung, aber kein Staatsexamen.

Die erworbene Lehrbefähigung gilt aber nur in dem jeweiligen Bundesland.

Abschluss:Diplom (Uni), Master (FH oder Uni)
Dauer des Referendariats2 Jahre
Unterrichtsstunden während des Referendariats:ca. 16 pro Woche
Gehalt während des Referendariats:nach TV-L, in Schleswig-Holstein TV-L 12 (nicht 13!)
Art des Abschlusses:landesspezifische Lehrbefähigung
Verbeamtung nach Abschluss:möglich (A13) oder TV-L 13

4)     Direkteinsteiger*innen

Diese neueste Möglichkeit des Direkteinstiegs existiert (noch) nicht in allen Ländern und ist in Schleswig-Holstein auf berufliche Schulen beschränkt.

Besonderheit ist, dass Direkteinsteiger*innen mit einem Bachelorabschluss und Berufserfahrung in den Schuldienst kommen.

Ansonsten gilt für sie in Schleswig-Holstein das gleiche wie für Seiteneinsteiger*innen: Sie sind direkt bei einer Schule angestellt und die Schule muss vorher eine Stelle mit entsprechender Fächerkombination zweimal für reguläre Lehrkräfte ausschreiben.

Auch sie unterrichten in der zweijährigen Ausbildungszeit mit Fachseminar-Teilnahme mehr als die Quereinsteiger. Am Ende machen sie eine Abschlussprüfung, aber kein Staatsexamen. Die erworbene Lehrbefähigung gilt nur in dem jeweiligen Bundesland. Außerdem dürfen sie dauerhaft kein Abitur abnehmen – im Gegensatz zu Quer- und Seiteneinsteiger*innen.

Abschluss:Bachelor (FH oder Uni)
Dauer des Referendariats2 Jahre + 1 Jahr Bewährungszeit
Unterrichtsstunden während des Referendariats:ca. 16 pro Woche
Gehalt während des Referendariats:nach TV-L, in Schleswig-Holstein TV-L 11
Art des Abschlusses:landesspezifische Lehrbefähigung ohne Abiturberechtigung
Verbeamtung nach Abschluss:möglich (A12) oder TV-L 12

5)     Lehrkräfte an staatlich-anerkannten Privatschulen

Auch Lehrkräfte an staatlich-anerkannten Privatschulen müssen in der Regel eine Lehrbefähigung für ihr Unterrichtsfach nachweisen. Dies können sie in Schleswig-Holstein, indem sie die fachlichen Voraussetzungen für einen Quer- oder Seiteneinstieg erfüllen und neben ihrer Unterrichtstätigkeit ein Jahr lang an den Fachseminaren teilnehmen.

Abschluss:Diplom (Uni), Master (FH oder Uni)
Dauer des Referendariats1 Jahr
Unterrichtsstunden während des Referendariats:abhängig vom Arbeitgeber
Gehalt während des Referendariats:abhängig vom Arbeitgeber
Art des Abschlusses:Lehrbefähigung (in der Regel 1 Jahr an den Fachseminaren teilnehmen; dann Lehrprobe)
Verbeamtung nach Abschluss:nein

6)     Lehrkräfte für Fachpraxis

An beruflichen Schulen gibt es viele Werkstätten und Praxis-Lernorte. Dafür werden Handwerksmeister oder Fachschulabsolvent*innen eingestellt (z.B. staatlich-geprüfte Techniker*in).

Direkt mit Meister-Titel oder Fachschulabschluss können sie in das Referendariat starten.

Besonderheit ist, dass sie nur ein Fach (bzw. eine Fachrichtung) unterrichten. Auch sie schließen mit dem Staatsexamen ab.

Abschluss:Meister, Fachschulabsolvent*in (z.B. Techniker*in)
Dauer des Referendariats1,5 Jahre
Unterrichtsstunden während des Referendariats:ca. 10 pro Woche
Gehalt während des Referendariats:Anwärterbezüge, ca. 1190 EUR (Brutto)
Art des Abschlusses:Staatsexamen
Verbeamtung nach Abschluss:möglich (Einstieg A10, zum Teil auch A9 (z.B. Niedersachsen)) oder TV-L 10

Fazit

Fast alle Quereinsteiger, Seiteneinsteiger und Direkteinsteiger haben eins gemeinsam:

Sie stehen mitten im Leben, haben oft Kinder und – ganz wichtig – ein fest etabliertes Leben außerhalb ihres Berufs.

Daraus folgt zwangsläufig, dass sie ihren Start ins Lehrerleben pragmatisch angehen. Dass andere Prioritäten und Zielsetzungen existieren als bei bei jungen Master-Absolventen.

Eine Empfehlung noch zum Schluss:

Bei all diesen Möglichkeiten des Quer-, Seiten- und Direkteinstiegs läuft die Bewerbung in der Regel über das Ministerium.

Dabei gibt es auch ein Bewerbungsgespräch.

Meiner Erfahrung nach ist die Bewerbung viel aussichtsreicher, wenn Sie parallel auch aktiv eine Schule suche, die Sie haben will.

Und die Schulleitung dies dem Ministerium mitteilt.

Frage: Was sind Ihre Erfahrungen? Zu welchem Thema hätten Sie gern einen Blog-Beitrag? Schreiben Sie einen Kommentar.

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Bildquellen im Artikel: Pixabay