Gestreamter Unterricht – ein Bericht aus dem Informatikseminar


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Categories : Vorbereitungsdienst

Während des Referendariats bzw. Vorbereitungsdienstes gibt es immer wieder die Möglichkeit, dass eine Lehrkraft Unterricht zeigt und eine Gruppe von Referendar*innen zuschaut. Anschließend wird der Unterricht reflektiert und gemeinsam wertschätzend besprochen.

Aufgrund von COVID-19 dürfen zurzeit aber keine Seminargruppen direkt im Klassenraum live den Unterricht beobachten. Deshalb fand die kollegiale Ausbildungsberatung während des gestrigen Informatikseminars in Form eines Live-Streams aus dem Klassenraum in den Seminarraum statt.

Technik

Wir haben die 360-Grad-Kamera Meeting-OWL genutzt (https://www.amazon.de/360-Grad-Videokonferenzkamera-automatischer-Lautsprecherfokus-Gruppenr%C3%A4ume-Besprechungsr%C3%A4ume/dp/B07W4DWPY3), die auch ein gutes Mikrofon hat. Das spannende an dieser Technik war, dass die Kamera sich auf die sprechende Person (bzw. Geräusche) sowohl vom Bild her als auch vom Ton ausrichtete. So wurde automatisch der Bereich größer dargestellt, wo etwas passierte, d.h. die Lehrkraft konnte auch im Raum herumlaufen und ohne Kameramann/-frau wurde automatisch der wichtige Bereich fokussiert.

Die Kamera war mittig im Raum aufgestellt. Die Lehrkraft war immer gut zu verstehen, weil sie in die Raummitte gesprochen hat. Da die Schüler*innen meist nach vorne sprachen, waren sie nur schwer zu verstehen. Auch war die Videoqualität leider zu schlecht, um alle Details auf der Tafel zu erkennen.

Datenschutz

Als Videokonferenzsystem haben wir aus Datenschutzgründen WebEx auf dem Schulserver verwendet. Die Schüler*innen mussten dem Streaming zustimmen.

Alternativen & Ergänzungen

Möglicherweise wäre es noch besser, zwei „Teilnehmer-Notebooks“ im Klassenraum zu haben. Der zweite könnte mit weiterer Kamera die Tafel aufnehmen und ggf. ein (Konferenz-) Mikrofon bei den Schüler*innen haben. Eventuell könnte der Bildschirm des Rechners übertragen werden, der am Beamer angeschlossen ist.

Die 360-Grad-Kamera war erstaunlich gut, aber möglicherweise wären zwei „normale“ Kameras besser – eine fokussiert auf die Tafel, die andere auf den Schülerbereich.

Tipps & Tricks

Es ist wahrscheinlich sinnvoll, wenn die Studienleitung im Klassenraum dabei ist, um wirklich alles wie immer mitzubekommen und somit bessere Rückmeldungen zu geben (und die „gestreamte“ Ausbildungsberatung in der gleichen Qualität machen zu können wie sonst auch).

Außerdem hat es sich als vorteilhalft erwiesen, über Smartphone eine Direktverbindung in den Klassenraum zu haben (zu Lehrkraft, Studienleitung oder Ausbildungslehrkraft), um anzuzeigen, ob die Verbindung klappt oder vll. noch ein Foto vom Tafelbild für die Besprechung gemacht werden könnte etc. (alternativ über Chat des Videosystems).

Es kann hilfreich sein, die Vorhänge zuzuziehen, da die Kamera bei starker Sonneneinstrahlung ein deutlich schlechteres Bild zeigte (gilt übrigens auch für den Seminarraum, auf dem das Beamerbild ggf. schlecht zu erkennen ist). Auf jeden Fall sollte die Kamera so gestellt werden, dass das Bild möglichst nicht durch die Lichtverhältnisse beeinträchtigt wird.

Bei dem Mikrofon, das sich automatisch auf die Lautstärkequellen ausrichtet, kam es gelegentlich vor, dass die Tür prominent im Stream hervorgehoben wurde – weil Schülergruppen davor laut waren. Hier könnte ein Schild „Achtung Prüfung“ oder ähnliches helfen.

Anekdote

Manche LiV berichteten, dass sie an ihrer Schule schief angeguckt wurden, weil sie quer durchs Land fahren mussten, um gestreamten Unterricht zu sehen – was ja auch problemlos von zu Hause passieren könnte (aber natürlich besteht der Seminartag nicht nur daraus Unterricht anzusehen).

Offene Frage

Für mich bleibt als offene Frage, wie es noch besser gelingen kann, die Schüleraktivitäten an ihrem Platz zu übertragen, z.B. das Ausfüllen von Arbeitsblättern, das Übertragen der Schülerbildschirme (ggf. könnte man auch diskutieren, inwieweit das nötig ist).

Fazit

Trotz der genannten Schwierigkeiten sagten 8 von 9 LiV (Lehrkraft im Vorbereitungsdienst), dass gestreamter Unterricht besser ist als gar keinen Unterricht zu sehen (eine war unentschieden). Insofern kann ein wirklich positives Fazit gezogen werden. Es war schön, im Seminar mal wieder Unterricht zu sehen und zu diskutieren.