KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ … und was sie für die berufliche Bildung bedeutet
Die Strategie der Kultusministerkonferenz zur Bildung in der digitalen Welt fokussiert ganz stark auf die 6 Kompetenzbereiche zu digitalen Medien. Bevor wir uns die aber im Folgenden genauer anschauen, richten wir einmal den Blick auf die 6 Handlungsfelder, die einen noch größeren Rahmen für die Bildung in der digitalen Welt skizzieren.
Das erste Handlungsfeld betrifft das E-Government und die Schulverwaltungsprogramme, also Bildungsmanagementsysteme. So dass die Kommunikation zwischen Schule, Eltern und anderen Interessenvertretern elektronisch erfolgen kann. Ein Beispiel ist die elektronische Krankmeldung.
Das zweite Handlungsfeld betrifft die Infrastruktur und Ausstattung von Schulen, das heißt, es werden Szenarios skizziert zur Wlan-Nutzung und zur digitalen Schulcloud.
Der dritte Punkt, das dritte Handlungsfeld, betrifft die rechtlichen und funktionalen Rahmenbedingungen, unter anderem Datenschutz und Urheberrecht.
Der vierte Punkt betrifft die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrkräften, die natürlich in die Lage versetzt werden müssen, digital in ihrem Fach zu unterrichten, aber eben auch kritisch mit den digitalen Medien umgehen können müssen.
Der fünfte Teil, das fünfte Handlungsfeld, betrifft die Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, die curriculare Entwicklung und Unterrichtsentwicklung, die in den Schulen vollzogen werden müssen.
Das sechste Handlungsfeld betrifft die Bildungsmedien, die sich verändern. So stehen zum Beispiel Open Educational Resources im Vordergrund, aber auch interaktive Bildungsmedien. Und es ist auch so, dass nicht mehr Institutionen für die Produktion von Bildungsmedien zuständig sind, sondern Schülerinnen und Schüler ebenfalls in die Medienproduktion einsteigen.
Vor dem Hintergrund dieser 6 Handlungsfelder war nun das Ziel der KMK-Strategie, einen Kompetenzrahmen aufzustellen. Das Ganze fand jedoch nicht im luftleeren Raum statt, sondern es wurden insbesondere 3 bekannte und bewährte Kompetenzmodelle herangezogen.
Das erste ist das von der EU-Kommission in Auftrag gegebene DigComp-Modell. Das zweite ist das in Deutschland bekannte „Kompetenzorientierte Konzept für die schulische Medienbildung“ der Länderkonferenz Medienbildung aus dem Jahr 2015. Und das dritte Kompetenzmodell, das herangezogen wurde, ist, dass der ICILS-Studie zugrundeliegende computer- und informationsbezogene Kompetenzmodell.
Das besondere, das besonders positive an dem Entstehungsprozess der KMK-Strategie Bildung in der digitalen Welt ist, dass sie in einem Entwurfspapier vorveröffentlicht wurde und dann vielen Verbänden und Interessenvertretern die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben wurde. So haben zum Beispiel die Gesellschaft für Informatik, der MNU – Verband zur Förderung des MINT-Unterrichts und die GMK, die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur eine Stellungnahme abgegeben. Ebenso wie „Keine Bildung ohne Medien“ und der Branchenverband bitkom.
Aus diesen 3 Kompetenzmodellen resultierte dann das Kompetenzmodell der KMK-Strategie aus 6 Kompetenzbereichen. Der erste Kompetenzbereich ist „Suchen, Verarbeiten und Aufbereiten“. Der zweite „Kommunizieren und Kooperieren“, der dritte Kompetenzbereich betrifft das „Produzieren und Präsentieren“, der vierte Kompetenzbereich betrifft das „Schützen und sicher Agieren“. Im fünften Kompetenzbereich geht es um das „Problemlösen und Handeln“ und im sechsten Kompetenzbereich geht es um das „Analysieren und Reflektieren“.
Zu jedem Kompetenzbereich gibt es weitere Unterbereiche und dazu konkret formulierte Kompetenzen.
Schauen wir uns einmal den Kompetenzbereich 5 „Problemlösen und handeln“ an. Dort gibt es beispielsweise die Unterkompetenzbereiche 5.1 „Technische Probleme lösen“, 5.2 „Werkzeuge bedarfsgerecht einsetzen und nutzen“, 5.3 „Eigene Defizite ermitteln“, 5.4 „Digitale Werkzeuge zum Lernen nutzen“ und 5.5 „Algorithmen erkennen und formulieren“.
Insgesamt kommen wir auf 6 Kompetenzbereiche, 22 Unterkategorien und insgesamt 61 Kompetenzen.
Diese Kompetenzen der digitalen Welt sollen integrativ über alle Fächer unterrichtet werden.
Aus Sicht der Informatikdidaktik fällt zum Beispiel dieser Bereich 5.5 „Algorithmen erkennen und formulieren“ besonders auf, also dass Informatik sich dort sicherlich gut eignet. Dies wird auch immer wieder als Argument herangezogen, dass Informatik ein Pflichtfach über alle Jahrgangsstufen werden sollte.
Übrigens ist das Dagstuhl-Dreieck in diesem Zusammenhang ein spannendes Instrument. Gemäß Dagstuhl-Dreieck sind 3 Perspektiven auf die digitale Bildung relevant, nämlich die Perspektive „Wie funktioniert das?“, die Perspektive „Wie wirkt das?“ und die Perspektive „Wie benutzt man das?“. Und diese 3 Perspektiven können in den KMK-Kompetenzen identifiziert werden und es kann geprüft werden, ob alle vorhanden sind.
Für diese 61 Kompetenzen halten wir einmal fest, dass gefordert ist, dass digitale Lernumgebungen entsprechend curriculare Vorgaben dem Primat des pädagogischen folgend systematisch eingesetzt werden. Außerdem sollen diese 61 Kompetenzen integrativ über alle Fachcurricula unterrichtet werden.
Und der Erwerb der Kompetenzen muss in der Pflichtschulzeit ermöglicht werden, das heißt, es reicht nicht, wenn jedes Fach schaut, welchen Beitrag es leisten kann, sondern über ganze Bildungsgänge müssen sich die Fächer abstimmen.
Was bedeutet das nun für die berufliche Bildung?
Nun prinzipiell sollen die 61 Kompetenzen nach Abschluss der Pflichtschulzeit bei allen Lernenden zur Verfügung stehen. Das heißt aber nicht, dass man sich darauf ausruhen sollte, sondern weiterhin sollten diese 61 Kompetenzen gefördert werden. Darüber hinaus ist es unbedingt wichtig, dem didaktischen Prinzip der Praxisrelevanz zu folgen. Das heißt, man muss auch Aspekte des Internets der Dinge, der Industrie 4.0 oder Wirtschaft 4.0 und des Wissensmanagements heranziehen.
Was bedeutet das konkret? Wir haben zum Ersten den Bereich 1) „Anwendung und Einsatz von digitalen Geräten und Arbeitstechniken“, das heißt, Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle verändern sich und der zunehmenden Automatisierung von Prozessen muss jedoch eine Entscheidung über den zielgerichteten Einsatz der Informationstechnik vorausgehen.
Der zweite große Baustein ist die 2) „Personale berufliche Handlungsfähigkeit“. Das bedeutet, dass insbesondere kreative und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten für ein erfolgreiches Erwerbsleben relevant sind und diese können technisch unterstützt werden. Hinter dem Punkt 3) „Selbstmanagement und Selbstorganisationsfähigkeit“ steckt, dass ein digital geprägtes berufliches Umfeld einen permanenten Anpassungsdruck erzeugt und lebenslanges Lernen erforderlich macht.
4) „Internationales Denken und Handeln“, interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse werden immer wichtiger in einer zunehmend durch digitale Vernetzung globalisierten Arbeitswelt.
5) „Projektorientierte Kooperationsformen“ werden durch Digitalisierung ermöglicht und erleichtert, insbesondere auch neue Projektarbeitsformen, wie agiles Arbeiten, werden häufig unter Nutzung digitaler Tools vorgenommen.
Als sechster Punkt sind 6) „Datenschutz und Datensicherheit“ zu nennen, denn insbesondere der Schutz von Personaldaten, von Unternehmensgeheimnissen und Forschungs- und Entwicklungsergebnissen ist auf die Dauer erfolgsentscheidend. Nicht zuletzt ist ein 7) „Kritischer Umgang mit digital vernetzten Medien und den Folgen der Digitalisierung für die Lebens- und Arbeitswelt“ entscheidend. Die Schülerinnen und Schüler sollen einen verantwortungsbewussten Umgang mit den digitalen Medien erlernen und eben auch ein Problembewusstsein zum Beispiel für die Kontrolle und Überwachung via Internet oder weitere Probleme durch die Entgrenzung von Privatem und Beruflichem entwickeln.
Zum Youtube-Video: KMK-Strategie Bildung in der digitalen Welt.