Neuer Rahmenlehrplan für Fachinformatiker*innen
Nach den Sommerferien 2020 tritt der neue Rahmenlehrplan für die Ausbildungsberufe Fachinformatiker*in sowie IT-System-Elektroniker*in in Kraft (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 13.12.2019). Der vorherige Rahmenplan stammte aus dem Jahr 1997.
Nach dieser Neuordnung gibt es nun vier statt zwei Fachrichtungen bei den Fachinformatiker*innen:
- Anwendungsentwicklung
- Systemintegration
- Daten- und Prozessanalyse (neu)
- Digitale Vernetzung (neu)
Kern des Rahmenplans sind Lernfelder. Handlungsorientierter Unterricht im Rahmen der Lernfeldkonzeption orientiert sich an handlungssystematischen Strukturen: Didaktische Bezugspunkte sind somit Situationen, die für die Berufsausübung bedeutsam sind. Der Erwerb von Fremdsprachenkompetenz ist in den Lernfeldern integriert.
An den Lernfeldern ist übrigens gut der Unterschied zwischen dem Unterricht in den IT-Berufen (also Informationstechnik) und dem Unterricht im Fach Informatik erkennbar. Für Informationstechnik sind sowohl Informatik also auch Wirtschaft und Elektrotechnik die Bezugsdisziplinen.
Die gemeinsamen Lernfelder aller IT-Berufe sind:
1 Das Unternehmen und die eigene Rolle im Betrieb beschreiben
2 Arbeitsplätze nach Kundenwunsch ausstatten
3 Clients in Netzwerke einbinden
4 Schutzbedarfsanalyse im eigenen Arbeitsbereich durchführen
5 Software zur Verwaltung von Daten anpassen
6 Serviceanfragen bearbeiten
7 Cyber-physische Systeme ergänzen
8 Daten systemübergreifend bereitstellen
9 Netzwerke und Dienste bereitstellen
Die Ausdifferenzierung erfolgt mit den Lernfeldern 10, 11 und 12 – und damit im letzten Ausbildungsjahr.
Fachinformatiker und Fachinformatikerin in der Fachrichtung Anwendungsentwicklung
10a Benutzerschnittstellen gestalten und entwickeln
11a Funktionalität in Anwendungen realisieren
12a Kundenspezifische Anwendungsentwicklung durchführen
Fachinformatiker und Fachinformatikerin in der Fachrichtung Systemintegration
10b Serverdienste bereitstellen und Administrationsaufgaben automatisieren
11b Betrieb und Sicherheit vernetzter Systeme gewährleisten
12b Kundenspezifische Systemintegration durchführen
Fachinformatiker und Fachinformatikerin in der Fachrichtung Daten- und Prozessanalyse
10c Werkzeuge des maschinellen Lernens einsetzen
11c Prozesse analysieren und gestalten
12c Kundenspezifische Prozess- und Datenanalyse
durchführen
Fachinformatiker und Fachinformatikerin in der Fachrichtung Digitale Vernetzung
10d Cyber-physische Systeme entwickeln
11d Betrieb und Sicherheit vernetzter Systeme gewährleisten
12d Kundenspezifisches cyber-physisches System optimieren
IT-System-Elektroniker und IT-System-Elektronikerin
10 (SE) Energieversorgung bereitstellen und die Betriebssicherheit
gewährleisten
11 (SE) Betrieb und Sicherheit vernetzter Systeme gewährleisten
12 (SE) Instandhaltung planen und durchführen
Vorteile der Neuordnung sind aus meiner Sicht
- die Zusammenführung der kaufmännischen IT-Berufe,
- die Verringerung des Programmier-Anteils bei den Fachinformatiker*innen Systemintegration,
- der vorgegebene Ablauf zur Vorbereitung der Zwischenprüfung und
- die Ausdifferenzierung zukunftsweisender Fachrichtungen.
Nachteile der Neuordnung sind aus meiner Sicht
- die späte Differenzierung im letzten Ausbildungsjahr, denn viele Azubis, z.B. mit Abitur, verkürzen die Ausbildung um ein halbes Jahr. Dadurch bleibt für die Differenzierung nur ein Halbjahr (effektiv 6 Wochen Blockunterricht).
- die bleibende Profilunschärfe der IT-Systemelektroniker*innen in Abgrenzung zu den Elektronikern, insbesondere mit der Fachrichtung Informations- und Systemtechnik.
Hinweise zur Ausgestaltung der Lernfelder und zum Entstehungsprozess des neuen Rahmenlehrplans liefert übrigens das Bundesinstituts für Berufsbildung mit dem Gutachten zur Neuordnung von 2016.