Von der Erzeugung bis zu seiner Zerstörung, dem Lebenszyklus, kann ein Objekt unterschiedliche Zustände annehmen. Ein Zustandsdiagramm
visualisiert diese Zustände und die Operationen, die zu einem Zustandsübergang führen. Es beschreibt also das erlaubte
Verhalten der Objekte einer Klasse in Form von Zuständen und Übergängen.
Mit anderen Worten: Hier werden die zeitlichen und kausalen Abhängigkeiten der Operationen einer Klasse modelliert.
Das Sequenzdiagramm aus dem vorigen Kapitel zählt zu den Interaktionsdiagrammen und stellt die Wechselbeziehung zwischen
kollaborierenden Objekten dar. Im Gegensatz zu dieser "Interaktion", also dem konkurrierenden Verhalten mehrerer Objekte,
modelliert das Zustandsdiagramm das "Intraobjektverhalten" spezifischer, einzelner Objekte.
Im Prinzip könnte man das Verhalten jeder Klasse durch ein Zustandsdiagramm beschreiben. In der Praxis werden jedoch lediglich
für Klassen mit einem nicht-trivialen Lebenszyklus Zustandsdiagramme angefertigt. Hierunter versteht man Klassen mit interessantem bzw.
dynamischem Verhalten. Für Klassen, die nur als Schnittstelle dienen oder solche, die allein Werte zwischenspeichern, ist eine Darstellung nicht vorgesehen.
Konzeptionell basiert das Zustandsdiagramm auf den endlichen Automaten nach Moore und Mealy, die den Stundenten in der Vorlesung
"Schaltwerke und Rechnerorganisationen" an der Universität Siegen und natürlich auch an anderen Hochschulen begegnen werden. Auch hier
exisitiert der Zustandsübergang, den wir später als Transition bezeichnen. Diese Übergänge werden meist von externen Reizen ausgelöst und werden
uns später im Zusammenhang mit Ereignissen, Aktionen und Aktivitäten noch näher beschäftigen.